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„Man braucht Talent, Glück und viel Training“

Das EM-Qualifikationsmatch gegen Rumänien am 31. Mai ist für die 22-jährige Kreisläuferin Josefine Huber eine Art „Heimspiel“. Die einzige Tirolerin im Nationalteam, die es mit 15 Jahren vom Paulinum Schwaz in die große Handballwelt zog, im Interview. Du bist in deiner Premierensaison beim Thüringer HC auf Anhieb deutscher Meister geworden. War es demnach ein perfektes erstes Jahr in Thüringen? JOSEFINE HUBER: Ja, definitiv. Wir sind souverän, bereits frühzeitig, als Meister festgestanden und damit war vor dieser Saison absolut nicht zu rechnen. Wir haben uns selbst überrascht – denn es gab doch einen Umbruch im Team, das aus vielen jungen Spielerinnen besteht. Dazu kamen zu Beginn der Spielzeit sehr viele Verletzungen, wir hatten ein großes Lazarett, waren einmal bei einer Champions-League-Partie gerade einmal zu siebt im Kader. Wir mussten wohl dem straffen Programm, lange Zeit im Schnitt jeden dritten Tag ein Spiel zu absolvieren, Tribut zollen. Aber diesen Widrigkeiten haben wir sensationell getrotzt, wir konnten es alle kaum glauben. Wie ist es dir selbst ergangen? Ich bin zum Glück eine der wenigen Spielerinnen, die ohne Verletzung geblieben ist und habe dementsprechend alle Partien bestritten. Trotz der großen Belastung ist es bei mir also sehr gut gelaufen. Ich hätte mir nie gedacht, gleich in der ersten Saison so viele Spielanteile zu erhalten, vor allem auch in der Champions League – das ist dann doch noch einmal ein anderer Level als Bundesliga. Herbert Müller hat mir gleich das Vertrauen geschenkt. Apropos Herbert Müller: Er ist ja nicht nur dein Trainer beim Thüringer HC, sondern auch im Nationalteam. Dazu kommt mit Beate Scheffknecht ein weiterer Österreich-Bezug im Verein. Hat dir das beim Einleben geholfen? Auf jeden Fall, das hat schon einiges erleichtert. Es ist schon angenehm, dass mit Beate eine Österreicherin, die ich schon lange kenne, beim THC spielt. Und ich durch Trainer Herbert Müller genau wusste, was mich erwartet, was er von mir verlangt. Er ist generell eine wichtige Bezugsfigur, da ich ihn das ganze Jahr über ja fast permanent sehe – wenn die Liga pausiert, haben wir zumeist Nationalteam-Aktivitäten. Was war für dich ausschlaggebend für diese erfolgreiche Saison? Andere Vereine hatten zwar einen vielleicht nominell stärker besetzten Kader, aber bei uns hat das Gesamtpaket einfach am besten gepasst. Alle einzelnen Charaktere harmonieren perfekt miteinander, das ist natürlich auch ein Verdienst des Trainers. Wir haben eine Truppe, in der jede voll mitzieht, schon im Training 100 Prozent gibt. So ein Team ist gar nicht leicht zu formen. Zusammenhalt und Teamgeist sind unsere Stärken, die uns in dieser Saison – vor allem gegen vermeintlich bessere Kontrahenten – ausgezeichnet und uns letztlich den Weg zur Meisterschaft geebnet haben. Wie ist deine Rolle im Verein, wie die Konkurrenzsituation auf deiner Position? Wir sind zwei sehr junge Kreisläuferinnen, Meike Schmelzer, die zum Kader des deutschen Nationalteams gehört, ist drei Jahre älter als ich. Wir ergänzen uns sehr gut, sind unterschiedliche Spielertypen, so hat der Trainer mit uns beiden viele Optionen. Mal spielt die eine mehr, mal die andere, das variiert je nach System des Gegners. Ich habe meine Qualitäten sicher vor allem in der Abwehr, im Mittelblock, bin eine aggressive Deckungsspielerin. Welche Unterschiede gibt es im Damenhandball zwischen den Ligen in Deutschland und Österreich? Die Ligen sind eigentlich nicht vergleichbar, da liegen Welten dazwischen. In Deutschland gibt es wesentlich professionellere Strukturen, das zieht sich bei eigentlich sämtlichen Verein durch. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass der überwiegende Teil der Spielerinnen in Österreich nicht vom Handball leben kann, sondern das quasi als Hobby betreibt. Die große Ausnahme bildet seit vielen Jahren Hypo Niederösterreich, aber auch dort sind die Möglichkeiten nicht mehr so groß wie früher, als der Verein Champions-League-Titel geholt hat. Wenn man große Ambitionen hat, muss man als junge Spielerin permanent auf höchstem Level gefordert werden, das ist in Österreich nicht der Fall – deshalb ist klar, dass der Schritt ins Ausland erfolgen muss. Eine Rückkehr nach Österreich ist für dich demnach undenkbar? Undenkbar nicht, irgendwann in Richtung Karriereende schon. Ich bin Hypo immer noch sehr verbunden, habe dort eine tolle Ausbildung erleben dürfen und eine wunderschöne Zeit verbracht – vielleicht zieht es mich wieder dorthin. Aber in den nächsten Jahren mal nicht. Ich könnte mir auch gut vorstellen, am Ende meiner Laufbahn nach Tirol zurückzukehren: Wer weiß, vielleicht gibt es dann ja sogar ein WHA-Team dort. Du hast im Gymnasium Paulinum in Schwaz mit dem Handballspielen begonnen, bist dann mit 15 Jahren zu Österreichs bestem Verein Hypo Niederösterreich gekommen, spielst nun seit drei Jahren in Deutschland. Ist dein Weg vorbildhaft für andere Tiroler HandballerInnen? Hoffe ich natürlich, das würde mich freuen. Ich weiß, dass derzeit zwei junge Tirolerinnen in der Südstadt sind und damit zumindest zunächst den gleichen Weg gehen. Es war nicht leicht, mein Zuhause schon so früh zu verlassen, aber meine Eltern haben mich stets ungemein unterstützt. Es hat mir sicher geholfen, aus einer Sportfamilie zu kommen, mein Vater und mein Bruder Balthasar haben Handball gespielt, mein anderer Bruder Alfons spielt bei Sparkasse Schwaz Handball Tirol. Ich wollte immer mit meinen Brüdern mithalten, war immer schon sehr ehrgeizig. Um dann im Sport weit zu kommen, braucht es Talent, aber auch Glück und definitiv ganz viel Training. Ich bin aber nach fast jeder Einheit noch länger geblieben, um gewisse Dinge einzuüben. Hat es dich selbst überrascht, dass deine Karriere bislang so kometenhaft verlaufen ist? Ja, eigentlich schon, damit habe ich nicht wirklich gerechnet. Es war für mich damals mit 15 Jahren schon unglaublich, überhaupt den Sprung zu Hypo Niederösterreich zu schaffen. Tirol zu verlassen, war sicher meine beste Entscheidung. Dann hatte ich bereits mit 19 die Chance, ins Ausland zu wechseln – ich habe die Anfrage zum Probetraining erhalten, mein Vater ist sofort mit mir nach Deutschland gefahren. Es ging alles sehr schnell, plötzlich war ich Profi in einer Topliga. Ich hatte den Willen, aber eben auch das nötige Glück, gerade auch, was Verletzungen anbelangt. Du bist nun schon sehr weit gekommen, wohin soll die Reise noch gehen? In Thüringen bin ich sehr glücklich, fühle mich sehr wohl beim Verein. Ich bin stolz darauf, beim THC zu spielen und möchte gerne noch länger bleiben. Hier kann ich mich wieder weiterentwickeln, mit 22 Jahren schon regelmäßig in der Champions League spielen. Die nächsten Ziele sind die Titelverteidigung in der Liga, das wird sicher schwierig. Im Cup haben wir eine der wenigen Niederlagen kassiert, da möchten wir nächste Saison ins Final Four vorstoßen – und international natürlich gerne etwas weiter kommen als heuer. Wie würdest du dich selbst als Spielertyp beschreiben? Das ist gar nicht leicht, überlasse ich gerne anderen. Herbert Müller bezeichnet mich immer wieder als ‚Gletschereiche‘ aus Österreich, dank meines aggressiven Deckungsstils. Ich denke, ich bin auf jeden Fall ein Teamplayer, stelle mich immer in den Dienst der Mannschaft, bin offensiv wie defensiv einsetzbar. Es gibt sicher noch einiges Verbesserungspotenzial, gerade was die Technik und Wurfvarianten anbelangt. Nun zur EM-Qualifikation: Wie schätzt du eure Chancen ein? Wir haben alle Chancen, unser großes Ziel zu realisieren und nach Frankreich zu fahren, die Ausgangslage vor den beiden abschließenden Spielen ist gut – und das in dieser schweren Gruppe mit Russland und Rumänien. Beim Heimsieg gegen Russland ist uns alles aufgegangen, das war ein sensationelles Spiel. Nun kommt der Showdown in Innsbruck gegen Rumänien, wir werden voll angreifen. Wir möchten erneut für eine Überraschung sorgen – denn wir wissen, dass uns im abschließenden Match in Russland eine sehr hohe Hürde erwartet, dieses Weltklasse-Team will sich revanchieren. Aber selbst wenn wir nicht unter die Top-Zwei kommen, könnten wir uns als bester Gruppendritter qualifizieren. Die zwei Punkte aus dem ersten Russland-Duell sind dafür natürlich sehr viel wert. Wie ist Rumänien einzuordnen? Ein absolutes Topteam, die Rumäninnen zählen zur erweiterten Weltspitze. Mit der mehrfachen Welthandballerin Cristina Neagu haben sie einen Superstar. Das Publikum in Innsbruck darf sich auf ein tolles Match freuen, wir werden alles geben, um wieder eine Sensation zu schaffen. Im ersten Duell hatten wir leider keine Chance – aber wir haben vor einem Jahr auch gegen Rumänien gespielt und damals zur Pause geführt, erst in der zweiten Hälfte das Match aus der Hand gegeben. Wir können an einem guten Tag mithalten. Sie werden uns sicher nicht unterschätzen, da wir Russland bezwingen konnten. Wir fühlen uns wohl in der Rolle des Underdogs. Wie siehst du die Entwicklung des Damen-Nationalteams? Es gab vor einigen Jahren einen Umbruch, mittlerweile haben wir wieder ein starkes Team, das auch Topnationen fordern kann. Wir haben viele junge Spielerinnen, denen aber schon seit zwei, drei Jahren das Vertrauen geschenkt wird – davon profitieren wir nun. Einige haben den Sprung ins Ausland bereits geschafft, etwa Beate Scheffknecht, Sonja Frey, Petra Blazek oder eben auch ich. Wir haben eine gute Generation, wir alle, und der ÖHB, sehnen uns nach der Teilnahme an einem Großereignis, der ersten seit der WM 2009 in China. Nun wollen wir gegen Rumänien zeigen, dass wir das realisieren können. Du hast deine handballverrückte Familie angesprochen: Bist du dadurch immer auf dem Laufenden, was in deiner alten Handball-Heimat passiert? Ja, auf jeden Fall. Mein Vater ist ja immer in der Halle, wenn möglich, sitze ich bei den Spielen von Sparkasse Schwaz Handball Tirol vor dem Live-Ticker oder Livestream. Ich wäre froh gewesen, wenn wir früher bei den Damen in Tirol solche Möglichkeiten, wie es sie nun bei den Herren gibt, gehabt hätten. Da wird professionell gearbeitet. So ist es für einen männlichen Jugendspieler auch durchaus interessant, in der Heimat zu bleiben und den Werdegang von der U11 bis zur HLA mitzumachen. Das ist schon etwas Besonderes. Aber wie gesagt: Mein Weg war bisher auch ein schöner – und darf auch gerne so weitergehen. Zur Person Name: Josefine Huber Geburtstag: 19.02.1996 Größe: 180 cm Gewicht: 75 kg Position: Kreisläuferin Laufbahn Aktueller Verein seit 2017: Thüringer HC (GER) Bisherige Teams HSG Blomberg-Lippe Hypo Niederösterreich UHC Paulinum Schwaz Nationalteam Einsätze 29 Tore 68
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